Weniger ist mehr: in ihrem Unterricht entwickelt eine Klasse der Fachoberschule Gestaltung Tiny Houses. Eine Einführung in Raumplanung und -gestaltung gab Innenarchitektin Synne Marienfeld am Dienstag.
Wie entwickele ich einen stimmigen Grundriss und wie gehe ich hierbei vor? Diese Fragestellung stand am Dienstagvormittag im Unterricht bei Lehrerin Sina Faikosch auf dem Lehrplan. In einem gut zweimonatigen Projekt entwickeln ihre Schülerinnen und Schüler der Oberstufe der Fachoberschule Gestaltung Tiny Houses, heute hatte sich Faikosch dazu zusätzliche Expertise und spannenden Input eingeladen.
Innenarchitektin Synne Marienfeld war eigens aus Hamburg angereist, um der Klasse einen spannenden Einblick in die Planung und Entwicklung der Einrichtung eines Hauses oder einer Wohnung zu geben. Hierzu erläuterte sie den Schülerinnen und Schülern zunächst eingehend, wie die Raumgestaltung ausgehend von einem Grundriss systematisch gelingt. Wichtig sei es, den Blick auf das Wesentliche zu behalten und sich nicht in Details zu verlieren, so Marienfeld. Hierfür seien Grundrisse aufgrund ihrer Eigenschaft, Details auszublenden und eine Verkleinerung mittels einer Vogelperspektive auf einen Raum abzubilden, ideal geeignet.
Bevor ein Raum eingerichtet werden kann, macht sich Innenarchitektin Marienfeld an eine ausführliche Raumanalyse, die sie den Schülerinnen und Schülern anhand eines Mustergrundrisses eines Wohn- und Esszimmers vorstellte. Hierbei behält sie vier Dinge im Blick: Zunächst einmal ist eine Raumform gegeben, die gewissermaßen den buchstäblichen Rahmen bildet. Aus dieser Form ergeben sich darüber hinaus Achsen, die einen Raum ganz automatisch in unterschiedliche Bereiche einteilen. Das kann durch Wände oder Türen und Fenster geschehen. Der dritte Aspekt der Analyse ist die sogenannte Bewegungslinie: Ein Mensch orientiere sich immer am Licht und betrete einen leeren Raum daher immer vorhersehbar, so Marienfeld. Anhand dieser Bewegungslinie wird schnell deutlich, wo ein Sofa oder ein Esstisch im Weg stünde. Schließlich ist das Licht entscheidend, also die Positionierung der Fenster und zu welchen Tageszeiten an welcher Stelle des Raumes Licht einfällt.
Nach der Analyse veranschaulichte Marienfeld, wie die Einrichtung des Musterzimmers vonstatten geht. Anschließend wendete sie sich den Tiny Houses zu, also minimale Modul- oder Mobilheime von ca. 30 bis 40 Quadratmeter Wohnfläche. Die Größe des kleinen Hauses verdeutlicht Charme und Herausforderung des Lebensstils gleichermaßen: die Reduzierung auf das wesentliche. Weiterer wesentlicher Bestandteil der Einrichtung sind verwendete Materialien und Farben. So müsse man sich immer in die Personen hineinversetzen, für die man ein Haus einrichtet, so die Innenarchitektin. Mit der Verwendung von Holzoberflächen ließe sich etwa auch eine Brücke zur Umgebung des Tiny Houses schlagen.
Die Schülerinnen und Schüler wurden anschließend kreativ und setzten ihrer Fantasie keine Grenzen. Die Klasse erstellte Collagen zur Gestaltung und Einrichtung der Tiny Houses. Wie solche nachhaltigen, minimalistischen Häuser in der Realität aussehen, werden die Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule Gestaltung in der kommenden Woche erleben: Am Montag besichtigen sie das Ecovillage in Hannover. Hier entstehen nachhaltige Wohnkonzepte im urbanen Umfeld, Tiny Houses sind Bestandteil des Dorfes.