Heikles Thema für die Abschlusspräsentation der Sportmanagement-Studierenden an der Europa Fachakademie. Sie forschten im Auftrag des Niedersächsischen Leichtathletikverbandes über Sexualität im Sport und stellten die Ergebnisse ihrer kritischen Betrachtung, in der sie sich auch mit sexuellem Missbrauch befassten, in der Akademie des Sports vor.
Die Teilnehmer des Abschlussjahrgangs der Sportmanagement-Ausbildung hatten sich im Vorfeld intensiv mit verschiedensten Facetten des Themas beschäftigt. Zur Präsentation ihrer Forschungsergebnisse lud die Klasse in den Toto Lotto-Saal der Akademie des Sports. Zunächst wurde der Wandel der Darstellungsformen von Sexualität im Sport thematisiert. Maximilian Meyer stellte die Entwicklung am Beispiel der Sportkleidung bei Olympischen Spielen vor und zeigte die Entwicklung hin zur Devise „weniger ist mehr“ auf. Meyer verdeutlichte aber auch, dass etwa bei den von der nationalsozialistischen Propaganda geprägten Spielen 1936 in Berlin der Körperkult durchaus im Vordergrund stand. Zur jüngeren Entwicklung stellte er fest, dass die Sportbekleidungsindustrie einen entscheidenden Anteil an der Sexualisierung in der Gesellschaft habe.
Mit der Darstellung von sexuellem Missbrauch im Sport folgte ein besonders heikles Thema, das noch immer viel Aufklärungsarbeit bedarf. Niklas Volke begann seine Präsentation mit einer erschreckenden Statistik des Opferschutzvereins „Zartbitter“. Demnach erlebe jedes vierte bis fünfte Mädchen sowie bis zu jeder neunte Junge noch vor dem Erwachsenenalter eine sexuelle Gewalterfahrung. Volke stellte die verschiedenen Formen und Gesetzesgrundlagen sexueller Gewalt vor, die von verbalen Übergriffen bis hin zu physischer sexueller Gewalt reichten. Außerdem erläuterte er, dass es kein klassiches Täterprofil gäbe.
Sexueller Missbrauch im Sport war auch das Thema einer anschließenden Podiumsdiskussion an der auch Volke selbst teilnahm und von seiner Sicht als Juniorentrainer im Fußball berichtete. Oliver Ihn, der durch den Abend führte, moderierte die Diskussionsrunde, zu der auch Prof. Dr. Herbert Hopf geladen war, der für den Niedersächsischen Leichtathletikverband eine entsprechende Studie erarbeitete. Der NLV seinerseits war durch den stellvertretenden Vorsitzenden Bernd Rebischke in der Diskussion vertreten. Komplettiert wurde die Runde durch den Präventionsbeauftragten des Zentralen Kriminaldienstes der Polizei Hannover, Michael Huwald. Er berichtete von etwa 3-5 konkreten Fällen sexueller Übergriffe an Kindern und Jugendlichen im Sport in der Region Hannover pro Jahr. Prof. Dr. Hopf verwies auf die deutlich höhere Dunkelziffer, während Volke von Präventionsmaßnahmen aus seinem Sportverein berichtete. Rebischke verwies auf die Schwierigkeit der Fragestellung gerade im alltäglichen Training: Wann ist eine Hilfestellung eines Trainers ein unnötiger Kontakt des jungen Sportlers und wie verhält es sich nach dem Training in der Umkleidekabine?
Es folgte die Darstellung der Körperästhetik in der Sportwerbung, dessen Ergebnisse Noah Plume vor den etwa 200 geladenen Gästen ausführte. Er schilderte anhand verschiedener Beispiele den Nutzen von Testimonials in der Produktpräsentation. Ansprechende Darstellung führe gemäß der Maßgabe „Sex sells“ zu einer besseren Vermarktung, so Plume. Auch die Selbstvermarktung war Teil der Ausarbeitung. Jasper Sturhan führte zum Abschluss des Abends ein Interview mit Marie Holzschuh. Sie ist nicht nur Teilnehmerin der Ausbildung zur Sportmanagerin im zweiten Jahr an der Europa Fachakademie, sondern auch erfolgreiche Bodybuilderin. Über das soziale Netzwerk Instagram vermarktet sie sich in Kooperation mit einem Nahrungsergänzungsmittel-Vertriebs, um im Gegenzug Produkte zu erhalten, erläuterte Holzschuh. Mit ihren Schilderungen ging eine erkenntnisreiche fast dreistündige Veranstaltung in den Räumlichkeiten der Akademie des Sports zu Ende.